Freie Open Source Software
Freie Open Source Software (FOSS) stellt einen wichtigen Beitrag zur Digitalen Souveränität dar.
Unter Digitaler Souveränität versteht man die Fähigkeit, im digitalen Raum selbstbestimmt und unabhängig agieren zu können. Sie beinhaltet die Gestaltungshoheit über die eigene IT sowie die Kontrolle über die eigenen Daten. Digitale Souveränität ist ein zentraler Bestandteil der IT-Strategie der Europäischen Union sowie der Österreichischen Bundesregierung.
Der Einsatz von Freier Open Source Software minimiert das Risiko eines Vendor-Lock-In Effekts, der oft bei Anbietern entsteht, die mittels proprietärer (= unfreier) Technologie Produkte im eigenen Ökosystem begünstigen. Ein Wechsel zu einer alternativen Software ist auf Grund von Inkompatibilitäten zu Mitbewerbern in einem Vendor-Lock-In oft nur schwer und mit hohen Kosten möglich. Gleichzeitig kann der Anbieter in einem Vendor-Lock-In sowohl Preis als auch Leistungsumfang einseitig bestimmen.
In ihrer schulischen, digitalen Bildung sollen die Kinder und Jugendlichen befähigt werden, zwischen verschiedenen Software-Produkten im Sinne einer digitalen Mündigkeit das für sie beste Produkt auswählen zu können.
Der Schule kommt hier die wichtige Aufgabe zu, den Kindern und Jugendlichen verschiedene Software-Modelle näher zu bringen und freie Alternativen bereits frühzeitig zu vermitteln. Freie Lizenzen ermöglichen die kostenlose Nutzung Freier Open Source Programme auch über die Schulzeit hinaus. Überdies begünstigt die Förderung Freier Open Source Software eine Reduktion von Lizenzgebühren an internationale Software-Konzerne hin zu einer Erhöhung der Investitionen in die heimische Digitalwirtschaft. Dies sichert sowohl Wertschöpfung als auch Arbeitsplätze vor Ort.
Die Entwicklung von Freier Open Source Software wird häufig von Unternehmen und/oder öffentlichen Stellen unterstützt. Die Copyleft-Lizenzierung stellt dabei sicher, dass das Produkt immer im Besitz der Allgemeinheit bleibt. Dienstleistungen wie Support können wahlweise von Firmen zugekauft oder selbst erbracht werden. Open Source gewinnt dabei auch als Geschäftsmodell immer mehr an Bedeutung. Es ermöglicht sowohl in der Software-Entwicklung als auch bei technologischen Innovationen die effiziente Nutzung von Ressourcen und gleichzeitig die Erhöhung von Qualität und Sicherheit. Hinter zahlreichen Open Source Anwendungen stehen namhafte IT-Firmen, welche die Entwicklung auf breiter Basis garantieren.
Das BMBWF stellt mit dem Bildungsportal, der Lernplattform eduvidual.at, der eduthek sowie der Digitalen Prüfungsumgebung next-exam.at selbst Freie Open Source Anwendungen für den Schulbetrieb kostenlos zur Verfügung. Im Sinne von Open Data werden OER-Materialien gefördert sowie MOOC s zur Verfügung gestellt. In der eduthek gibt ein Themenschwerpunkt Auskunft über erprobte Software/Tools.
Zusätzlich zur Entwicklung eigener FOSS-Lösungen engagiert sich das BMBWF für ein digital souveränes, digital starkes und digital kompetentes Europa im Rahmen der Mitgliedschaft in der Open Source Software Business Innovation Group (OSSBIG) durch die intensive Vernetzung und Koordination mit anderen Stakeholdern im Bereich der freien offenen Software.
Bildungsportal als primäres Bildungsstammportal
Das Bildungsdokumentationsgesetz sieht vor, dass „in der Schulverwaltung, zur Gewährleistung der IT-Sicherheit in Schulen, in der Schulverwaltung und zum Schutz der Rechte von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Erziehungsberechtigten ist für alle öffentlichen und privaten Schulen“ ein Bildungsstammportal zur Identifikation und Berechtigungsverwaltung zu verwenden ist (§6e BilDokG). Das bedeutet, dass jedes IT-Service an Schulen eine Anmeldung über ein Bildungsstammportal implementieren muss. Das Bildungsportal fungiert als Bildungsstammportal für alle Schulen, deren Schulerhalter kein eigenes Bildungsstammportal betreiben und stellt außerdem sicher, dass die zentrale Bildungsportal-Anmeldung auch für alle anderen Bildungsstammportale Gültigkeit hat und im ganzen Bildungsbereich anwendbar ist.
Das Bildungsportal stellt damit ein wesentliches Kernelement einer digital souveränen IT-Landschaft dar, weshalb der Einsatz von Open Source Komponenten besonders essentiell ist. Das Bildungsportal nutzt für seine Services die Open Source Software Pakete „Shibboleth“ und „Moodle“, wobei eigene Erweiterungen dieser Komponenten ebenfalls unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht werden.
Lernplattform
Mit eduvidual.at stellt das BMBWF eine zentral verwaltete, im Rechenzentrum des Bildungsministeriums gehostete Moodle Lernplattform allen Schulen Österreichs kostenlos zur Verfügung.
Jede Schule erhält einen eigenen, geschlossenen Bereich, in dem Kurse selbst erstellt oder aus dem zentralen Ressourcenpool importiert werden können. Quizzes können direkt aus dem zentralen Fragenpool zum Üben oder zur Leistungsfeststellung genutzt werden. Anbindungen an die eduthek oder an edutube runden den frei verfügbaren Werkzeugkoffer ab und ermöglichen in Folge differenziertes, personalisiertes und individualisiertes Lernen.
Moodle wurde vom renommierten Forbes-Magazin 2023 zum besten Open Source Lernmanagementsystem der Welt ausgezeichnet.
OER-Repository eduthek
Die eduthek ist eine Content-Plattform für interaktive und didaktisch aufbereitete Unterrichtsmaterialien, beginnend in der Primarstufe bis hin zur Sekundarstufe II. Einhergehend mit der Neuausrichtung der eduthek liegt der künftige Fokus auf der Bereitstellung von Open Educational Resources (OER), frei zugänglichen, lizenzierten Materialien, die für Lehr- und Lernzwecke genutzt, angepasst und weiterverbreitet werden können. Die Qualitätssicherung der Unterrichtsmaterialien erfolgt durch ein Redaktionsteam. Unterrichtsmaterialien zu aktuellen Themen werden in Themenschwerpunkten gebündelt und bereitgestellt. Unter dem Motto „von Lehrpersonen für Lehrpersonen“ können Lehrkräfte auch selbst Inhalte in der eduthek veröffentlichen (eTapas-Konzept von eEducation).
Durch die nahtlose Integration der eduthek in das Bildungsportal und die enge Verbindung mit der Lernplattform eduvidual, wird Open Source Software effektiv genutzt. Die eduthek wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Technologieunterstütztes Prüfen
Next-Exam ist eine freie, plattformübergreifende Lösung für eine sichere digitale Prüfungsumgebung für Schularbeiten und Reifeprüfungen mit Fokus auf die einfache Integration von BYOD (Bring Your Own Device) im Schulbereich.
Die Software wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein OSOS und Lehrkräften speziell für die Anforderungen von AHS und Mittelschulen entwickelt und bietet eine übersichtliche Benutzeroberfläche, die auch für weniger technikaffine Nutzerinnen und Nutzer ansprechend ist. Sie unterstützt derzeit fünf verschiedene Prüfungsmodi: Mathematik, Sprachen, Lernplattform (eduvidual.at), Google Forms und Microsoft 365
Links
Digitale Souveränität in der EU
- Den digitalen Wandel gestalten: EU-Strategie erklärt (Europäisches Parlament)
- Ein Europa für das digitale Zeitalter (Europäische Kommission)
- Study about the impact of open source software and hardware on technological independence, competitiveness and innovation in the EU economy | Shaping Europe’s digital future (European Commission)
Digitaler Aktionsplan Digitale Souveränität für Österreich
- Digitaler Aktionsplan (Digital Austria)
- Open-Source-Produkte: Nationalrat bekennt sich einstimmig zur Förderung der digitalen Souveränität Österreichs | Parlamentskorrespondenz Nr. 812 vom 7. Juli 2023
eduvidual.at - Lernplattform des BMBWF