Medienbildung
Medienbildung beschäftigt sich als Teil von Medienpädagogik 1 mit der Praxis aller bildungsrelevanten Aktivitäten mit und über Medien. Für die Schule bedeutet das, sich mit aktuellen Medienphänomen und technologischen Entwicklungen auseinanderzusetzen und diese mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht zu behandeln.
Redaktionell betreute Massenmedien verschwinden nach und nach und werden abgelöst von kollektiv gestalteten sozialen Medien und homogenen Filterblasen – dadurch nimmt die ohnehin große Bedeutung von Medien für die Meinungsbildung und Informationsbeschaffung noch zu. Medienbildung bildet die Grundlage für die aktive Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen 2 und für die Ausübung des Menschrechts auf Meinungs- und Informationsfreiheit 3. Darüber hinaus sollen Kinder und Jugendliche auch die Möglichkeit erhalten, „Einstellungen und Werte [zu] entwickeln, von denen sie sich zu ethischem und verantwortungsvollem Handeln leiten lassen können“ 4. Die Basis für die schulische Medienbildung bildet der
Grundsatzerlass Medienbildung.
Medienkompetenz
Das Ziel von schulischer Medienbildung ist der Aufbau und die Förderung von Medienkompetenz. Diese setzt sich aus vier Dimensionen (Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung) und einer Vielzahl von Komponenten (zum Beispiel kognitiven, emotionalen, praktischen, ästhetischen, sozialen, ethischen, moralischen, und vieles mehr) zusammen.
Komponenten der Medienkompetenz
Medienbildung ist ein fortlaufender Prozess und Medienkompetenz als ihr angestrebtes Resultat ein dynamisches Kontinuum, das sich nicht nur durch jede (absichtliche oder zufällige) Konfrontation mit Medieninhalten verändert 5, sondern auch durch neue Technologien und den damit einhergehenden Wandel der medialen Umwelt. Im Sinne des lebenslangen Lernens besteht also auch eine starke Wechselwirkung zwischen Medien- und Selbstlernkompetenz. Medienkompetenz äußert sich vielfältig, lässt sich aber besonders an drei Verhaltensweisen beobachten.
Zugang und Nutzung: Schülerinnen und Schüler besitzen die Kompetenz und instrumentellen Fähigkeiten, auf digitale Informationen zuzugreifen. Sie erkennen einen Informationsbedarf, sind fähig, nach Informationen zu suchen, darauf zuzugreifen und sie bei Bedarf erneut abzurufen.
Verstehen und Bewerten: Schülerinnen und Schüler können gefundene Informationen und deren Quellen eigenständig analysieren, kritisch bewerten und beurteilen ob und wie sie zur eigenen Entscheidungsfindung und Meinungsbildung genutzt werden können.
Gestaltung und Kommunikation: Schülerinnen und Schüler können Medien selbstbestimmt zur Kommunikation und Kollaboration nutzen. Sie gestalten Medienbotschaften, um Inhalte und eigene Anliegen optimal zu vermitteln und nutzen sie, um an gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen. Sie verfolgen kreative Ansätze in der Medienproduktion.
Querverbindungen zu übergreifenden Themen und Unterrichtsgegenständen
In allen Schulfächern finden sich Anknüpfungspunkte für Medienbildung. Neben der konkreten Verankerung im Lehrplan des Unterrichtsfaches Digitale Grundbildung 6 sind hier ganz besonders die Lehrpläne der Fächer Deutsch, Geschichte und politische Bildung und Kunst und Gestaltung hervorzuheben, die zahlreiche Gelegenheiten für die Förderung von Medienkompetenz bieten. Aufgrund der umfassenden Relevanz von medienbildenden Themen bietet sich auch die Verschränkung mit anderen Unterrichtsprinzipien 7 an, insbesondere mit der Politischen Bildung, der Reflexiven Geschlechterpädagogik und Gleichstellung, Sexualpädagogik, Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftserziehung und Verbraucher/innenbildung.
Maßnahmen
Media Literacy Award
BMBWF, Ars Electronica und OeAD haben den renommierten Medienpädagogikpreis Media Literacy Award gemeinsam auf neue Beine gestellt. Ab 2025 werden wieder besonders innovative und kreative medienpädagogische Projekte österreichischer Schulen ausgezeichnet. Die Verleihung des MLA findet ab Herbst 2025 eingebettet in das create your world Festival der Ars Electronica statt. Eingereicht werden kann ab November 2024, nähere Infos findet man auf der Website.
eEducation Austria
eEducation Austria setzt sich das Ziel, digitale Schule nachhaltig im österreichischen Bildungssystem zu verankern, und fungiert dabei als zentraler Knotenpunkt, der die mannigfaltige und schnelllebige Welt der Digitalisierung für alle Akteure im Schulsystem zugänglich macht. Das laufend wachsende Netzwerk fördert und begleitet dazu entsprechende Schulentwicklungsprozesse, stellt einen umfassenden Fundus an Unterrichtsmaterialien aus dem Bereich digitaler Bildung zur Verfügung, organisiert Veranstaltungen zu aktuellen Themen im Kontext der eDidaktik und ist im Zuge der Digitalisierungstendenzen der Gegenwart Initiator und Begleiter in der Umsetzung zahlreicher Projekte, die gelebte Digitalisierung langfristig vorantreiben.
Saferinternet
Saferinternet.at unterstützt Interessierte beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Broschüren, Unterrichtsmaterialien, Flyer, Plakate und Infoblätter stehen zum kostenlosen Download oder bei Verfügbarkeit auch als Printversion bereit.
Schüler/innenradio
Das Schüler/innenradio zeigt, wie im Rahmen von Projektarbeit eine differenzierte mediale Auseinandersetzung mit aktuellen Themen möglich wird.
Medienimpulse
Die Medienimpulse sind eine medienpädagogische Fachzeitschrift, die seit 1992 auf unterschiedlichen Ebenen der Frage nachgeht, wie (neue) Medien in die konkrete Unterrichtspraxis eingreifen und wie dieser Zusammenhang wissenschaftlich reflektiert wird.
Inspiration und Ideen für mehr Medienkompetenz
- Youtube-Playlist von Mimikama: Bewusst mit digitalen Inhalten umgehen lernen (inklusive Arbeitsblättern, SekundarstufeI und II)
- DIDAE, eine Sammlung von Unterrichtsideen und Materialien für den digitalen Gestaltungsunterricht
- Österreichische Mediathek – audiovisuelles Archiv des technischen Museums Wien, inklusive virtuellem Museum mit ausgewählten Online-Ausstellungen
- Wiener Bildungsserver – Workshops, Infomaterial, Veranstaltungen und Unterstützung zu vielen Themen der Medienbildung
- GameLab der Uni Wien – Workshops, Publikationen und Forschung zu Digital Gamebased Learning
- MISCHA – Medien in Schule und Ausbildung: breites Programm, um Pädagoginnen und Pädagogen bei der Förderung der Lese-, Medien- und Nachrichtenkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler zu unterstützen
- u19 – create your world Prix: Wettbewerb für junge Künstlerinnen und Künstler und kritische Weiterdenkerinnen und Weiterdenker bis 19 Jahre
Kontakt
RLin Mag.a Martina Sochor
Medienbildung – Referat Präs/15a
martina.sochor@bmbwf.gv.at
Fußnoten
1 Medienpädagogik beschäftigt sich als Wissenschaft mit der Theorie und Praxis der pädagogischen Bedeutung von Medien. Vgl. Tulodziecki, Gerhard (2011): Zur Entstehung und Entwicklung zentraler Begriffe bei der pädagogischen Auseinandersetzung mit Medien. In: MedienPädagogik 20 (11. September), Seite 13
2 Europäische Kommission: 2030 Digital Compass – the European way for the Digital Decade. Brüssel, 2021
3 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 19
4 OECD Lernkompass 2030, Seite 8: https://www.oecd.org/education/2030-project/contact/OECD_Lernkompass_2030.pdf
5 Vgl. Früh, Werner (1991): Medienwirkungen: Das dynamisch-transaktionale Modell. Theorie und empirische Forschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
6 Themen des Datenschutzes, der Datensicherheit und Produktion digitaler Medien betreffen sowohl die informatische als auch die Medienbildung. Reflektierte, kritische Mediennutzung erfordert Basiswissen über Informationsbeschaffung, Funktionsweisen von Technologien, digitale Kommunikation und Kooperation.
7 Eine vollständige Auflistung und Beschreibung der Unterrichtsprinzipien ist online unter https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/prinz.html zu finden.