Kulturwandelstudien
Der angestrebte Kulturwandel wird von der bewussten Haltung getragen, hochschulische Institutionen geschlechtergerecht auszurichten. Die Hochschulen stehen dabei vor der Aufgabe, einer größeren Vielfalt an Menschen mit ihren vielfältigen Lebensrealitäten gerecht zu werden. Das erfordert eine Gleichstellungsorientierung im Denken, Wissen und Handeln aller Hochschulakteur/inn/en. Das erfordert Bewusstseinsarbeit und die Bereitschaft neue Formen des Zusammenarbeitens in den hochschulischen Organisationen zu etablieren.
Kulturwandel als partizipativer, gemeinschaftlicher Prozess
Wichtiges Anliegen des BMBWF ist es, den geschlechtergerechten Kulturwandel und die damit verbundenen Themen nicht top-down vorzugeben. Im Sinne einer erfolgreichen, langfristigen Umsetzung bzw. Implementierung des Kulturwandels in den Strukturen und Prozessen an den Hochschulen wird auf die Miteinbeziehung möglichst vieler Hochschulakteur/innen gesetzt, um gemeinsam die Themen des Kulturwandels zu identifizieren und um sie zu konkretisieren. Wichtige Basis dafür stellen zwei vom BMBWF beauftragte Kulturwandelstudien dar:
Kulturwandelstudie zur geschlechtergerechten Wissenschafts- und Forschungslandschaft 2025
Ziel dieser Studie im Jahr 2014 war es, Visionen eines bewussten Kulturwandels in Richtung Gleichstellung in Österreichs Wissenschafts- und Forschungslandschaft aufzuzeigen. Es ging dabei um Überlegungen wie bestehende Maßnahmen, Strukturen und Instrumente verstärkt werden können, um nationale und europäische Gleichstellungsziele zu erreichen. Im Rahmen des Projektvorhabens wurde bewusst nicht mit einer Bestandsaufnahme begonnen, sondern vielmehr mit einem Blick in die Zukunft, konkret mit der Entwicklung von Visionen, wie sich eine geschlechtergerechte Wissenschafts- und Forschungsorganisationen im Jahr 2025 darstellt. Diese Visionen wurden im Rahmen von Workshops mit Vertreter/inne/n aus allen Sektoren der österreichischen Forschungs- und Wissenschaftslandschaft (Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen, außeruniversitäre Forschungsinstitutionen, industrielle Forschung, freiberuflich tätige Forscher/innen bzw. EPUs) entwickelt.
Dabei wurden u.a. folgende zentrale Handlungsfelder identifiziert:
- Entwicklung einer kohärenten und wirkmächtigen Wissenschafts- und Forschungspolitik unter Gerechtigkeitsprämissen
- Gerechte Mittelverteilung
- Entwicklung neuer Modelle als Alternative zum traditionellen akademischen Karriereweg
- Neue Modelle der Arbeitszeitgestaltung
- Schaffung denkfördernder, barrierefreier, vernetzter Räume
- Förderung der Vereinbarkeit von Privatem und Beruflichem
- Erhöhte Wirkmächtigkeit bestehender Gleichstellungspolitik
- Flächendeckende Gender & Diversity-Kompetenz
- Gleichstellungsgerechtes und wissenschaftskompatibles Management
- Gleichstellungsorientierte und gesellschaftsrelevante Wissenschaft
Follow-up-Policy-Studie „Sektorenübergreifendes Leitbild für eine geschlechter- und diversitätsfaire Wissenschafts- und Forschungslandschaft in Österreich“
Als Umsetzung einer der Empfehlungen der ersten Kulturwandelstudie wurde im Jahr 2016 eine Follow-up-Policy-Studie zur Erstellung von Eckpunkten für ein „sektorenübergreifendes Leitbild für eine geschlechter- und diversitätsfaire Wissenschafts- und Forschungslandschaft in Österreich“ beauftragt. In einem mehrstufigen Beteiligungsprozess mit Führungskräften wurden Anforderungen an das Leitbild entwickelt:
- Erweiterung der Genderkompetenz und geschlechtergerechte Verfahren
- Leitbild als politisches Statement des BMBWF
- Anerkennung der Vielfalt an Konzepten und Kontexten
- Vereinbarkeit als zentrales Thema im Forschungsbereich
- „Leitbild“ als gemeinsamer Rahmen für gegenseitiges Lernen in Form eines handlungsorientierten Aktionsplanes