Internationale Kooperationen in der Berufsbildung
Österreich mit seinem gut entwickelten Berufsbildungssystem, einer der höchsten Beteiligungsquoten Jugendlicher an der beruflichen Erstausbildung und traditionell niedriger Jugendarbeitslosigkeit, gilt weltweit als Referenz und als begehrter Partner für Bildungskooperation und Erfahrungsaustausch.
Das BMBWF hat hier die Möglichkeit, in Ländern und Regionen von strategischer Relevanz wertvolle Beiträge zu den Bildungsreformen und zu einer arbeitsmarktorientierten Ausbildung zu leisten. Österreich kann sich dadurch als Wissens- und Bildungsstandort positionieren und es eröffnen sich auch wertvolle Möglichkeiten für die österreichische Wirtschaft im Ausland.
Darüber hinaus kann das BMBWF mit seinen Kooperationen auch seinen entwicklungspolitischen Verpflichtungen nachkommen.
Wichtig ist, dass auch die österreichischen Schulen profitieren, weil Schülerinnen und Schüler durch die internationalen Kontakte und Kooperationen noch besser auf die globalisierte Welt und ihre Herausforderungen vorbereitet werden können.
Österreich beteiligt sich auch aktiv an der Arbeit internationaler Gremien und Organisationen, die die weltweite Zusammenarbeit in der Berufsbildung zum Ziel haben.
European Training Foundation (ETF)
Die Europäische Stiftung für Berufsbildung (englisch: European Training Foundation) ist eine vom Europäischen Rat 1994 gegründete EU-Agentur, die Maßnahmen zur Entwicklung der Berufsbildung und des Humankapitals in den Nachbarregionen der Europäischen Union fördert. Die Agentur hat ihren Sitz in Turin, Italien.
Die ETF unterstützt im Rahmen der EU-Außenhilfe ihre Partner bei der Konzeption, Umsetzung und Bewertung von Strategien und Programmen und verfolgt dabei folgende Ziele:
- Förderung sozialer Mobilität und Inklusion
- Reform der Systeme der beruflichen Aus- und Weiterbildung
- bessere Abstimmung der Leistungen dieser Systeme auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes.
Die Unterstützung erfolgt mittels Analysen und thematischen Studien, Politikunterstützung und -beratung, Kapazitätsentwicklung, Aufbau von Partnerschaften und Netzwerken sowie durch den Austausch von Informationen, sowohl zwischen der EU und den Partnerländern als auch zwischen den Partnerländern.
Zielländer sind die EU-Beitrittskandidaten (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien, Türkei), die südlichen Mittelmeeranrainerstaaten, (Ägypten, Algerien, Israel, Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Palästinensische Autonomiegebiete, Syrien, Tunesien), Osteuropa (Moldau, Russland, Ukraine, Weißrussland), der Südkaukasus (Armenien, Georgien und Aserbaidschan) sowie Zentralasien (Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan).
Durch die Unterstützung der ETF finden qualifizierte Fachkräfte in ihrem Heimatland leichter einen Arbeitsplatz, wodurch sie eher vor sozialer Ausgrenzung, Armut und irregulärer Migration geschützt sind. In den Partnerländern können sich Wohlstand und Stabilität erhöhen. Das verbessert die Chancen für Handel und Investitionen. Darüber hinaus können EU-Länder im Zuge besser regulierter Einwanderung qualifizierte Arbeitskräfte nach Europa holen. Das kommt dem dort bestehenden Fachkräftebedarf zunutze.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstützt die EU-Agentur bei Kooperationen in zahlreichen Zielländern durch den Austausch von Fachleuten und durch einen Know-how Transfer. Zudem ist das BMBWF zusammen mit dem BMAW im Verwaltungsrat der ETF vertreten.
Asia – Europe Meeting (ASEM)
ASEM (Asia - Europe Meeting) ist ein 1996 eingerichteter zwischenstaatlicher Prozess zur Förderung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Asien und Europa. Derzeit umfasst er 53 Partner: 30 europäische und 21 asiatische und pazifische Länder, die Europäische Union und das ASEAN – Sekretariat (Association of Southeast Asian Nations).
ASEM befasst sich mit politischen, wirtschaftlichen, finanziellen, sozialen, kulturellen und pädagogischen Fragen von gemeinsamem Interesse im Geiste des gegenseitigen Respekts und der gleichberechtigten Partnerschaft. Der ASEM-Bildungsdialog wurde 2008 begründet und umfasst Aktivitäten im Hochschul- und Berufsbildungsbereich.
Die langjährigen Prioritäten des ASEM-Prozesses umfassen vier Schwerpunkte:
- Qualitätssicherung und Anerkennung
- Einbindung von Wirtschaft und Industrie in der Bildung
- Ausgeglichene Mobilität
- Lebenslanges Lernen inklusive Berufsbildung
Im Rahmen des ASEM-Bildungs-Prozesses finden alle zwei Jahre Konferenzen auf Minister/innenebene statt, Zielsetzung des ASEM-Prozesses ist einerseits ein hochrangiger Erfahrungsaustausch, andererseits die Initiierung und Durchführung konkreter Projekte.
Der ASEM-Prozess führte beispielsweise zu einer erhöhten Transparenz und einer verbesserten Anerkennung von Universitäts- und Hochschuldiplomen aus europäischen und asiatischen Staaten (ASEM Bridging Declaration). Ein weiteres Anliegen des ASEM-Prozesses ist die Förderung und Erleichterung der Studierendenmobilität zwischen den beiden Staaten.
Österreich beteiligt sich aktiv an zahlreichen Aktivitäten im Rahmen des ASEM-Prozesses, und zwar sowohl im universitären als auch im berufsbildenden Bereich.
Des Weiteren spielte und spielt Österreich eine bedeutende Rolle in zahlreichen Arbeitsgruppen des ASEM-Prozesses und hat 2018 die Senior Officials‘ Meeting (SOM) in Krems an der Donau organisiert.
Vereinte Nationen (UNO)
Auch die Vereinten Nationen sind ein wichtiger Partner des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Bereich Berufsbildung, hier vor allem die Unterorganisationen UNIDO (United Nations Industrial Development Organization) und UNESCO-UNEVOC (International Centre for Technical and Vocational Education and Training).
UNEVOC ist eine Unterorganisation der UNESCO mit Sitz in Bonn am Rhein. Zielsetzung ist die Förderung der Berufsbildung und der internationalen Zusammenarbeit aller UN-Mitglieder in diesem Bereich. UNEVOC baute ein einzigartiges weltweites Netzwerk von über 250 UNEVOC-Zentren in zahlreichen Ländern auf. Zielsetzung ist ein intensiver Erfahrungsaustausch und Dialog im Bereich der Berufsbildung.
Schwerpunkten von UNEVOC sind derzeit:
- Digitalisierung
- Industrie 4.0. und Industrialisierung
- Entrepreneurship Education
- „Greening TVET“ (Umweltbildung)
- Migration und Berufsbildung
Das österreichische UNEVOC-Zentrum ist im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung angesiedelt. Für das BMBWF ist die Mitgliedschaft bei dem UNEVOC-Netzwerk eine gute Möglichkeit, sich mit Berufsbildungszentren auch außerhalb Europas zu vernetzen und an relevanten und aktuellen Themen mitzuarbeiten.
Links
Kontakt
MinR Mag. Reinhard Nöbauer
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Abteilung für bilaterale internationale Angelegenheiten Bildung; Weltweit Unterrichten;
Holocaust-Education/Erinnerungspolitik – international; Nationale Strategie gegen Antisemitismus
Minoritenplatz 5
1010 Wien
T +43 1 53120-4107
reinhard.noebauer@bmbwf.gv.at