Künstliche Intelligenz – Chance für Österreichs Schulen
Künstliche Intelligenz – Chance für Österreichs Schulen
Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst die Entwicklung unserer Gesellschaft mit anhaltend hoher Geschwindigkeit. Neue Entwicklungen - wie multimodale KI-Modelle, generative KI und autonome Systeme – führen jeden Tag zu einer deutlichen Zunahme der Möglichkeiten und Herausforderungen. KI ist nicht mehr nur ein Werkzeug zur Automatisierung, sondern kann kreativer und interaktiver Partner in Bildung, Forschung, Wirtschaft und Medizin sein. Sie kann Lernprozesse personalisieren, Innovationen beschleunigen und zur Lösung globaler Probleme wie Klimawandel und der Bekämpfung von Pandemien beitragen. Gleichzeitig werfen die rasche Verbreitung und die zunehmende Leistungsfähigkeit von KI drängende Fragen zu Datenschutz, ethischer Verantwortung, Desinformation und der Zukunft menschlicher Arbeitswelten auf.
Für das Bildungssystem bedeutet dies: Schülerinnen und Schüler müssen nicht nur verstehen, wie KI funktioniert, sondern auch lernen, sie kritisch und verantwortungsvoll zu nutzen. Die Schule nimmt eine Schlüsselrolle ein, junge Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben in einer von KI geprägten Welt vorzubereiten, indem sie ihnen die erforderlichen Kompetenzen vermittelt, um Chancen zu nutzen und Risiken wahrzunehmen. Sie sollte auch darauf abzielen, die Interdisziplinarität der Künstlichen Intelligenz abzubilden, indem sie Verbindungen zu anderen Fachbereichen herstellt-
Aus diesem Grund tagt regelmäßig eine Gruppe von Expertinnen und Experten aus Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, die Maßnahmen im Bereich KI in der Schule vorschlagen, reflektieren und begleiten.
KI-Pilotschulen: Lernen und Lehren mit KI-Tools
Im Rahmen der Pilotierung von KI-Werkzeugen wurden praxisnahe Empfehlungen für den didaktisch sinnvollen Einsatz von KI im Unterricht sowie für organisatorische Aspekte wie Betreuungsaufwand und Skalierbarkeit gesammelt. Das Ziel bestand darin, die Erfahrungen aus der Schulpraxis zu dokumentieren, anstatt empirische Studien mit Test- und Vergleichsgruppen durchzuführen. Forschende begleiteten Lehrkräfte, die ihre Praxiserfahrungen systematisch dokumentierten.
Gegenwärtig wird eine Sammlung von Good-Practice-Beispielen erstellt, die didaktische Konzepte und Ideen umfasst. Zusätzlich wird eine kritische Analyse der pilotierten KI-Anwendungen durchgeführt. Die Good-Practice-Sammlung zielt darauf ab, Schulen und Lehrkräften praxisnahe Leitlinien für den Einsatz von KI bereitzustellen. Zudem werden Erkenntnisse zur administrativen Umsetzung, etwa zum Aufwand bei der Verwaltung von Lizenzen, bereitgestellt.
Die im Rahmen des Projekts pilotierten KI-Anwendungen konzentrierten sich insbesondere auf generative Sprachmodelle. Darüber hinaus wurden Quizzplattformen, Design- und Grafiktools sowie ein Portal zur Unterstützung der Unterrichtsvorbereitung in den Fokus genommen.
Unterrichtsmaterialien – Eduthek, digi.case und Schulbücher
Künstliche Intelligenz bildet sich auch in digitalen Unterrichtsmaterialien und Initiativen zum Aufbau digitaler Kompetenzen ab:
- Digitale Unterrichtsmaterialen Eduthek
Die Eduthek ist eine Plattform, die Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und Eltern eine Vielzahl an Lernunterlagen bereitstellt. In einem eigenen Schwerpunktbereich zu KI werden Materialien bereitgestellt und laufend erweitert. - digi.case in der Primarstufe
Denken lernen, Probleme lösen mit digi.case ermöglicht spielerische Zugänge zu informatischem Denken und kreativem Problemlösen. Einschlägige Erweiterungen zu Aspekten der KI unterstützen auch schon Lehrkräfte in der Volksschule dabei, KI mit den Kindern zu thematisieren - Künstliche Intelligenz in Schulbüchern
Bereits jetzt ist in den Fachlehrplänen (Digitale Grundbildung, Informatik) die Auseinandersetzung mit KI explizit, in den übergreifenden Themen „Informatische Bildung“ bzw. „Medienbildung“ implizit empfohlen.
Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften
Lehrkräfte sind der Dreh- und Angelpunkt für Entwicklungen im Bildungssystem. Ihre Fort- und Weiterbildung ist daher von zentraler Bedeutung. Pädagogische Hochschulen bieten schwerpunktmäßig Seminare und schulinterne Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen (so genannte SCHILFs) zu Künstlicher Intelligenz an.
Zudem werden folgende Maßnahmen gesetzt:
- eLecture-Reihe der Virtuellen PH: Webinarreihe von Expertinnen und Experten zu Hintergründen, Möglichkeiten und zum Umgang mit KI in der Unterrichtsvor- und nachbereitung und zum Einsatz von KI im Klassenzimmer.
- KI-MOOC
Ein für alle Lehrkräfte zugänglicher Onlinekurs, bei dem die Teilnehmenden in ihrem eigenen Tempo – wann und wo sie wollen – selbstbestimmt lernen können. Durch individuelle Schwerpunktsetzungen und differenzierte Angebote können sich die Teilnehmenden individuell – und passend zur Schulform – weiterbilden.
Inhaltliche Schwerpunkte: Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, Einsatzmöglichkeiten von KI im Unterricht, Ethik und Datenschutz bei KI-Anwendungen, Praktische Tools und Plattformen für KI in der Bildung, KI-basierte Lernanalytik und Individualisierung.
KI-MOOC | Virtuelle PH
KI bei schriftlichen Arbeiten
Selbstständig arbeitende, also generative KI wie ChatGPT, kann auch missbräuchlich dazu genutzt werden, um Leistungen vorzutäuschen.
Eines ist klar: Bei der Anwendung von KI-basierten Tools für die Erstellung von schriftlichen Arbeiten sind klare Regeln einzuhalten. Eine Leistung muss selbstständig erbracht werden.
Es spielt keine Rolle, wer Urheberin bzw. Urheber einer vorgetäuschten Leistung ist (Nachhilfelehrerin bzw. Nachhilfelehrer oder Chatbot) – eine nachgewiesen vorgetäuschte Leistung ist nicht zu beurteilen.
Hausübungen und schriftliche Arbeiten (zum Beispiel Portfolio)
- Mit Schülerinnen und Schülern über die missbräuchliche Verwendung sprechen.
Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass die Schule und ihre Lehrkräfte über den missbräuchlichen Einsatz von generativen KI -Tools Bescheid wissen und durch unterschiedliche Maßnahmen – wie etwa Gespräche über abgegebene Leistungen – unredlich erbrachte Leistungen erkennen können. - Aufgabenstellungen anpassen und weiterentwickeln
Lehrkräfte kennen den Schreibstil ihrer Schülerinnen und Schüler: Kompetenzorientiertes Lernen (Verstehen, Vertiefen, eigenständiges Anwenden von Gelerntem, Diskussion, Reflexion, Beurteilung) muss gegenüber dem bloßen Nachahmen oder Wiedergeben von Informationen oder Handlungen in den Mittelpunkt gerückt werden. - Ergänzende und begleitende Gespräche über Arbeiten
Lehrkräfte kennen die fachliche Kompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler: die Leistungen abgegebener Hausübungen oder schriftlicher Arbeiten (zum Beispiel Portfolio) können durch eine kurze Wiederholung („Stundenwiederholung“) oder durch gezieltes Nachfragen überprüft werden.
Schularbeiten und Tests
Lehrkräfte legen die verwendbaren Hilfsmittel für Schularbeiten und Tests auf Basis der pädagogischen Anforderungen und Ziele individuell fest, wie zum Beispiel Taschenrechner, Formelsammlung oder Unterlagen. Dies trifft auch auf nutzbare Software, wie Internetseiten oder Tools zu, wozu auch KI-Anwendungen gehören.
Abschließende Arbeiten wie ABA oder Diplomarbeiten
Bei abschließenden Arbeiten sind KI basierte Tools lediglich unterstützend einzusetzen, müssen aber klar ausgewiesen werden. Schülerinnen und Schüler tragen somit eine klare Verantwortung für den Inhalt. Hilfsmittel und Quellen müssen angegeben werden, dies trifft auch auf KI-Tools zu. Arbeiten ohne vollständige und nachvollziehbare Kennzeichnung von Quellen und Hilfsmitteln sind als Täuschungsversuch zu werten.
Schülerinnen und Schüler müssen mit Chancen und Risiken von KI vertraut gemacht werden, um verantwortungsvoll damit umgehen zu können. Um gegen eine missbräuchliche Verwendung vorzugehen, ist als Sofortmaßnahme bei der Diskussion im Rahmen der abschließenden Arbeiten auf gezielte Fragestellungen bei der Diskussion und Präsentation im Rahmen der abschließenden Prüfungen zu fokussieren.
Zur Eindämmung eines möglichen missbräuchlichen Einsatzes von KI in der Erstellung abschließender Arbeiten werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
- Nutzung des Beurteilungsrasters/Rubrics: Durch eine Beurteilung von Arbeit, Präsentation und Diskussion entlang des Rasters wird sichergestellt, dass die Arbeit alleine nicht ausschlaggebend für eine positive Beurteilung ist.
- Fokus auf den Betreuungsprozess: Begleitprotokoll: Schülerinnen und Schüler müssen ein Begleitprotokoll erstellen, in dem alle verwendeten Hilfsmittel anzuführen sind.
- Betreuungsprotokoll: Lehrkräfte werden durch die Verwendung eines Betreuungsprotokolls unterstützt, dabei wird der gesamte Arbeitsprozess dokumentiert und gezielt der Verdacht auf KI-generierte Produkte im Zuge der Betreuung thematisiert.
- Bestätigung der Eigenständigkeit im Zuge der Abgabe: Die eidesstattliche Erklärung wird aktualisiert, die Eigenständigkeit der Arbeit wird bestätigt. Angabe, falls bzw. in welchem Bereich Künstliche Intelligenz herangezogen wurde.
- Einheitliche Zitierregeln betreffend KI-Quellen werden zur Verfügung gestellt und sind anzuwenden.
- Fokus auf die Diskussion: Durch gezielte Fragestellungen bei der Präsentation/Diskussion lassen sich allfällige KI-unterstützte Arbeiten bzw. Teile davon als solche identifizieren.
Digitale Schulentwicklung im Bereich KI
Das Netzwerk eEducation Austria umfasst derzeit mehr als 4.000 Schulen, davon über 1.400 mit dem Expert oder Expert+ Status zertifizierte Schulen. Diese erfassen Aktivitäten, die im Digitalen gesetzt werden (so genannte Badges) und stellen dadurch die Entwicklung von Member- über Expert- zu Expert+ Schulen dar.
- KI-Badge für eEducation-Schulen: zusätzlich zu den bisherigen Aktivitäten wird ein KI-Badge angeboten. Dadurch werden Schulen, und insbesondere Schulleitungen, angehalten, das Thema nachhaltig zu bearbeiten.
- Schwerpunkt bei allen Digi-Tagungen: Bei allen eEducation-Tagungen sowie Schwerpunkttagungen zum Thema Digitalisierung wird ein KI-Schwerpunkt gesetzt.
Links
- Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz im Bildungssystem
- eEducation: KI-Initiative des BMBWF
- KI-MOOC | Virtuelle PH