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Nachlese zum Science Talk > Who cares? Gesundheitskompetenz zwischen Anspruch und Realität

Wien (APA) - Viren haben Hochsaison, doch während gehustet und geschnupft wird, sieht man in der U-Bahn kaum Masken. Sind gewisse Angewohnheiten, die während der Coronapandemie meist selbstverständlich waren, wieder verloren gegangen? Haben wir überhaupt etwas gelernt? Darüber und wie es aktuell um die Gesundheitskompetenz bestellt ist, diskutierten Expertinnen und Experten am Montagabend bei einer Veranstaltung des Wissenschaftsministeriums.

"Ich würde nicht sagen, dass gar nichts übriggeblieben ist von der Pandemiezeit", sagte Anita Rieder vom Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. Hierzulande hätten etwa sehr viele Menschen ein deutliches Problembewusstsein entwickelt und beibehalten. Trotzdem sei es sehr wichtig, sich nicht nur auf diese Lehren zu verlassen. Aus Expertensicht bedeutet das "Empfehlungen, wie etwa jene aus dem Impfplan, dauernd zu erhalten und vereinfacht weiterzugeben", so Rieder. Aus der Pandemie sei man diesen ständigen Informationsfluss gewohnt, bei Themen wie etwa den Vorteilen der Influenza-Impfung zur Prävention und Verminderung der Schwere der Erkrankung dürfe er jetzt nicht aufhören.

"Ich glaube nicht, dass alles nur schlechter wird", sagte auch John Evers vom Verband Österreichischer Volkshochschulen (VHS). Die Lebenserwartung erhöhe sich beispielsweise, Alkohol- und Tabakkonsum sinken. "Von der Nachfrageseite kann ich außerdem berichten, dass das Interesse an Vorträgen und Angeboten im Gesundheitsbereich steigt." Eine spannende Entwicklung in diesem Zusammenhang sei, dass der "Geschlechterbias" (im Falle der VHS: dass Kurse von mehr Frauen als Männern besucht werden, Anm.) zurückgeht - scheinbar gebe es also in gewissen Bereichen ein wachsendes Interesse an Gesundheitsthemen.

Mehr als nur informieren

Gesundheitskompetenz zu fördern, bedeutet mehr als nur Informationsvermittlung, machte Sonja Schuch von der Servicestelle für Gesundheitsförderung an Österreichs Schulen (GIVE) aufmerksam. Die Frage "Wie lerne ich, auf mich zu schauen oder zu achten?" sollte in den Schulen immer wieder mit Kindern und Jugendlichen anhand ihrer Erfahrungen diskutiert werden, dabei sei die Anschlussfähigkeit an deren Lebenswelt zentral.

Ein verpflichtendes Unterrichtsfach zur Gesundheitskompetenz betrachtet sie hingegen als zweischneidiges Schwert. "Ich denke, das Problem ist in gewissen Bereichen nicht, dass es zu wenig Informationen gibt, sondern eher die Frage, warum diese nicht umgesetzt werden", so Schuch. Mitunter hält sie es deswegen für wichtiger, einen Rahmen zu schaffen, in dem Wissen in die Tat umgesetzt werden kann, als nur Informationen weiterzugeben. Für Führungskräfte oder Lehrende bedeute das etwa, Menschen dazu zu ermutigen, auch wirklich in den Krankenstand zu gehen, wenn sie sich krank fühlen.

"Kein neutrales Thema mehr"

"Mit dem Begriff Gesundheitskompetenz umschreiben wir Dinge, wie die Signale des Körpers zu spüren und richtig einordnen zu können, ein Gefühl für gesunde Ernährung zu haben und die richtigen Stellen des Gesundheitssystems bei entsprechenden Beschwerden aufzusuchen - aber auch, richtige Informationen von falschen unterscheiden zu können", erklärte Journalist Köksal Baltaci ("Presse"), der den Abend moderierte. Gerade was Letzteres betrifft, sei durch die Pandemie ein gewisser Zwiespalt in der Bevölkerung geblieben, Gesundheitskompetenz ist "kein neutrales Thema mehr", wie Rieder meinte.

Nicht überrascht hat diese Spaltung Evers: "Viele Dinge wie diese Verschwörungserzählungen, die wir in der Pandemie wie durch ein Brennglas gesehen haben, waren an den VHS schon davor wahrnehmbar." Demgegenüber hätte man als Bildungsinstitution noch stärker auf Qualität geachtet - so verzichten die VHS komplett auf Kurse zum Themenkreis Esoterik. Daneben betonte er die Bedeutung von im Alltag umsetzbaren Lernzielen im Gesundheitsbildungsbereich, beispielsweise die richtige Haltung am Schreibtisch oder richtiges Heben.

Noch viel zu lernen

Zwar habe Social Media zu Verschwörungstheorien und Desinformation beigetragen, trotzdem gebe es auch positive Informationskanäle und Möglichkeiten, sagte Renate Ruckser-Scherb von der FH Gesundheitsberufe OÖ. Der zentrale Aspekt der Gesundheitskompetenz, nützliche Informationen von "Fake News" oder Werbung zu unterscheiden, wird in Anbetracht dessen immer wichtiger. Es gebe noch sehr viel zu lernen, ergänzte Rieder. Wie sich Content oder Werbung von Influencerinnen und Influencern in diesem Bereich auf Kinder und Jugendliche auswirkt, sei etwa noch kaum am Radar der Wissenschaft.

"Was wir wirklich aus der Coronazeit gelernt haben, müssen wir auch noch viel genauer wissenschaftlich untersuchen", sagte Rieder. Dementsprechend gilt für die Expertinnen und Experten, genauso wie für jeden und jede: "Gesundheitskompetenz ist lebenslanges Lernen".

fcz/tha
SCI0003    2024-10-22/11:00
221100 Okt 24