Schriftliches Interview mit Gabriele-Possanner-Förderungspreisträgerin Ruth Strobl
Was war bzw. ist Ihre Motivation sich der Geschlechterforschung zu widmen?
Wenn ich Personen erzählt habe, was ich studiere, war es häufig so, dass diese überrascht reagierten. Als Frau ein technisches Studium zu absolvieren war und ist also noch immer „außergewöhnlich“. Das zeigt, wie tief geschlechterstereotype Rollenzuschreibungen in unserer Gesellschaft verankert sind. Meine Motivation mich Geschlechterforschung zu widmen ist es Bewusstsein dafür zu schaffen, wie sehr Geschlecht unsere Gesellschaft strukturiert und auch in vermeintlich „geschlechtsneutrale“ Bereiche, wie Technologie, hineinwirkt.
Worin sehen Sie Ihren wissenschaftlichen Schwerpunkt?
Mein wissenschaftlicher Schwerpunkt lag bei der Diplomarbeit auf der feministischen Technikforschung. Ich beschäftigte mich basierend darauf vor allem damit, wie Geschlecht in technologische Artefakte, im Speziellen in Künstliche Intelligenz und Robotik, eingeschrieben ist.
Warum haben Sie gerade dieses Thema für Ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit gewählt?
Bei Künstlicher Intelligenz und Robotik handelt es sich um hochaktuelle Technologien, die unsere Gesellschaft stark prägen (werden). Eine kritische Betrachtung dieser Technologien aus der Perspektive der feministischen Technikforschung war mir ein persönliches Anliegen, denn das Nicht-Berücksichtigen von Geschlecht bzw. die unreflektierte Weiterführung stereotyper Vorstellungen von Geschlecht wird nachteilige Folgen haben. Da in der Technikbranche nach wie vor ein großes Ungleichgewicht der Geschlechter herrscht, sind vor allem Frauen, aber auch andere unterrepräsentierte Gruppen, potenziell negativen Konsequenzen ausgesetzt. Mit meiner Arbeit wollte ich dazu beitragen, diese Problematik, aber auch mögliche Lösungsstrategien aufzuzeigen.
Welche Bedeutung hat der Gabriele Possanner Förderungspreis für Sie?
Ich fühle mich sehr geehrt eine solche Auszeichnung für meine Diplomarbeit zu erhalten. Ich hoffe, dass durch die Würdigung von Arbeiten im Bereich der Geschlechterforschung deren Relevanz sichtbar wird und ich als Preisträgerin ein Stück weit Vorbild sein kann.
Was sind Ihre weiteren beruflichen und/oder wissenschaftlichen Pläne?
Derzeit bin ich in der Abteilung Genderkompetenz der Technischen Universität Wien tätig, wo ich weiterhin an der Schnittstelle von Technik und Geschlecht arbeiten darf. Mit meiner Tätigkeit möchte ich einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Ich hoffe, dass sich im Zuge dessen Möglichkeiten ergeben die Forschung in diesem Bereich weiter voranzutreiben.