BM Faßmann: Weichen für den neuen Europäischen Forschungsraum sind gestellt
Europäische Forschungsminister/innen diskutieren in informeller Videokonferenz unter anderem Investitionsziele in Forschung und Entwicklung – Österreich rüstet sich für „Horizon Europe“
Wir haben die Weichen für den neuen Europäischen Forschungsraum gestellt, um mit wirksamen Instrumenten Forschung und Innovation in Europa weiter zu stärken und die großen gesellschaftlichen Herausforderungen mit gemeinsamen Initiativen zu gestalten“, so Wissenschafts- und Forschungsminister Heinz Faßmann anlässlich der heutigen Videokonferenz der EU-Forschungsministerinnen und Forschungsminister. Im Fokus stand dabei die Neuausrichtung des Europäischen Forschungsraums (EFR; European Research Area/ERA), wo es zuletzt eine Einigung auf Schlussfolgerungen des Rates gab. Sie sehen u.a. einen Pakt für Forschung und Innovation vor, der Werte und Prinzipien für Wissenschaft und Forschung in Europa sowie Maßnahmen für eine verstärkte strategische Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten enthalten soll. Für Minister Faßmann ist zentral, „vorrangige Initiativen mit konkreten Schritten und einem ambitionierten wie realistischen Zeitplan umzusetzen“.
Bei der Diskussion zu den Investitionszielen in Forschung und Entwicklung verwies der Minister auf das bereits sehr hohe Niveau bei den Forschungsausgaben in Österreich von 3,19 Prozent des BIP (2019). „Wir können und wollen aber besser werden“, so Faßmann. Das gelte etwa in Hinblick auf das in den Schlussfolgerungen neu definierte Ziel betreffend öffentlicher Ausgaben („1,25% public effort target“), wo Österreich aktuell bei 1,12 Prozent liegt. Neben der Steigerung seitens der öffentlichen Hand sei es aber ebenso notwendig, effektive Anreize und attraktive Rahmenbedingungen für private Investitionen in Forschung und Entwicklung zu schaffen. Weiters unterstrich der Minister, dass die Diskussion um finanzielle Mittel stets Hand in Hand gehen müsse mit der Weiterentwicklung der Forschungssysteme, um die Rahmenbedingungen für Forscherinnen und Forscher in ganz Europa laufend zu verbessern. Faßmann erwähnte auch die Initiative „Europäische Hochschulen“ als vielsprechendes Instrument zur strategischen Kooperation unter Hochschulen in ganz Europa und betonte die Notwendigkeit einer starken Vernetzung zwischen dem Europäischen Forschungsraum und dem Europäischen Hochschulraum.
Weiters auf der Tagesordnung stand eine Information des Vorsitzes über den Stand des Legislativverfahrens für das kommenden EU-Forschungsrahmenprogramms „Horizon Europe“, das – vorbehaltlich der finalen Zustimmung aller Mitgliedsstaaten – mit rund 95,4 Milliarden Euro für die Laufzeit von 2021 bis 2027 dotiert sein soll. „Das ist die beste Investition in unsere Zukunft und für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit in Europa“, betonte Faßmann. Forscherinnen und Forscher sowie Unternehmen in Österreich werben überdurchschnittlich viel europäische Forschungsmittel ein und aktuell sei die Informationskampagne „Join our Community: Horizon Europe startet“ in Vorbereitung: Ab 11. Jänner 2021 wird in einem umfangreichen Online-Angebot mit gezielten Schwerpunkten zu kommenden Ausschreibungen, Vernetzungsmöglichkeiten etc. informiert. Den Abschluss der von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) als Nationale Kontaktstelle im Auftrag der beauftragenden Ressorts sowie der Wirtschaftskammer Österreich organisierten Kampagne bildet eine Veranstaltung mit EU-Kommissarin Mariya Gabriel am 22. März 2021 in Wien.
Die Europäische Kommission und der deutsche Ratsvorsitz informierten außerdem in der Videokonferenz über das Thema „Open Science“ und zur „Open Science Cloud“. Hier hatte Österreich während der EU-Ratspräsidentschaft 2018 mit der Wiener Erklärung eine wichtige Basis für die Pilotphase gelegt, nun folgt mit der Deklaration „Opening the Door to a World of FAIR Research Digital Objects“ der nächste Schritt, um ein Netz von FAIR-Daten (findable, accessible, interoperable, reusable) und -Diensten für die Wissenschaft zu implementieren, nicht zuletzt auch durch „Horizon Europe“. Der hohe Stellenwert zugänglicher Daten sowie auch von Forschung in zahlreichen Bereichen zeigt sich gerade auch jetzt in der Corona-Pandemie. Dazu wurde seitens der Europäischen Kommission über wissenschaftliche Empfehlungen für eine verbesserte Vorsorge und ein verbessertes Management von Pandemien in der EU informiert.
Mit Jänner 2021 übernimmt Portugal von Deutschland den Ratsvorsitz. Zentrale Themen werden „Brain Circulation“ und ein europäischer Rahmen für die Karriere von Forscherinnen und Forschern sein. Weiters werden im ersten Halbjahr 2021 insbesondere auch die Europäischen Partnerschaften auf der Tagesordnung stehen, wo Fragen der Governance (zB Einbindung der Mitgliedsstaaten in die Umsetzung der Partnerschaften) und die Abwicklung der Finanzierung ausverhandelt werden. Mit den zehn geplanten Europäischen Partnerschaften sollen in konkreten Bereichen (zB zu digitalen Schlüsseltechnologien oder Meteorologie) zwischen öffentlichen und auch privaten Partnern strategische Partnerschaften geschlossen bzw. weiter vertieft werden.