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BM Polaschek enthüllt Gedenktafel für die Opfer der NS-Militärjustiz Am Amtsgebäude des BMBWF Concordiaplatz 1 erinnert eine Gedenktafel an die Geschichte des Gebäudes als Wehrmachtsstandort

Im Amtsgebäude Concordiaplatz 1 des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung arbeiteten zwischen 1943 und 1945 Wehrmachtskommandeure, die Teil der nationalsozialistischen Vernichtungskriege waren und in ihrer Funktion als sogenannte „Gerichtsherren“ Urteile gegen u.a. Deserteure und Kriegsdienstverweigerer bestätigten. Im Gedenken an die Opfer der NS-Militärjustiz lud Minister Polaschek am 29. August 2024 zur Enthüllung einer neuen Gedenktafel am Amtsgebäude.

„Erinnerungstafeln an Gebäuden der Wiener Innenstadt sollen eine bewusste Auseinandersetzung mit den historischen Orten des Unrechts ermöglichen und darauf aufmerksam machen, wie omnipräsent die NS-Militärjustiz in Wien war und wie viele Menschen dieser Unrechtsjustiz zum Opfer fielen.“, erläutert Bundesminister Polaschek.

Der Concordiaplatz 1 ist als „Gerichtsherren-Standort“ bekannt. Hier bestätigten die Kommandeure in ihrer Eigenschaft als Gerichtsherren Urteile der Wehrmachtsgerichte, ließen sie neu verhandeln, hoben sie auf oder setzten sie zur Frontbewährung aus – letzteres kam in vielen Fällen einem Todesurteil gleich. Gerichtsherren übten massiven Einfluss auf die Verfahren der Wehrmachtsgerichte aus und es bot sich ihnen dabei großer Handlungsspielraum. Deserteure, sogenannte „Wehrkraftzersetzer“ und „Selbstverstümmler“, sowie jene Frauen und Männer, die den Soldaten bei ihren Entziehungshandlungen halfen, wurden von den Gerichten mit drakonischen Strafen belegt und mitunter zum Tode verurteilt.

Concordiaplatz 1, 1010 Wien, September 1942
Concordiaplatz 1, 1010 Wien, September 1942  Foto: HMW, Sammlung Wien Museum, www.wienmuseum.at

Die Gedenktafel wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärgerichtsbarkeit“ realisiert. Der Verein und insbesondere der Ehrenobmann und ehemalige Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani (1922–2020) setzen sich beharrlich für die juristische und gesellschaftliche Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure ein. Den Grundstein für diesen Prozess legte ein 1999 vom damaligen Wissenschaftsministerium beauftragtes Forschungsprojekt zur Geschichte der österreichischen Opfer der NS-Militärgerichtsbarkeit. 2009 folgte die pauschale Aufhebung aller Urteile der Wehrmachtsjustiz durch den Nationalrat. 

Minister Polaschek betont: „Wissenschaftliche Forschung hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich das gesellschaftliche Bild von „Wehrmachtsdeserteuren“ gewandelt hat: Heute erkennen wir den großen Mut der Deserteure und ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer an und gedenken der Opfer der Wehrmachtsgerichte. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung steht zu seiner erinnerungspolitischen Verantwortung für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.“

"Ich bin sehr froh, dass nun eine Gedenktafel an die NS-Geschichte des Standortes erinnert. Die Folgen der von der Militärjustiz ausgesprochenen Urteile wirkten weit in das Leben der Betroffenen hinein. Während Wehrmachtsangehörige einschließlich Mitglieder der Waffen-SS ihre Dienstzeiten von Amts wegen angerechnet bekamen, mussten die Opfer des Nationalsozialismus einen Antrag stellen. Soldaten, die von Wehrmachtsgerichten bestraft wurden, konnten die Zeiten ihrer Gefängnis-, Lager- oder KZ-Haft nicht anrechnen lassen, es sei denn, sie konnten ihre politische Motivation beweisen und das war äußerst schwierig. Umso wichtiger ist es, dass an die Opfer heute mit einer Gedenktafel erinnert wird." sagt Eva Blimlinger, Sprecherin der Grünen für Gedenkpolitik.

Mag. Mathias Lichtenwagner, für das Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“: „Am 1. September 2024 jährt sich der Beginn des 2. Weltkriegs mit dem Überfall auf Polen zum 85. Mal. Alle, die sich diesem Krieg durch Desertion entzogen, waren „Sand im Getriebe der NS-Kriegsmaschinerie". Seit mehr als 20 Jahren kämpfen wir für die Rehabilitierung der Deserteure, wozu auch die Sichtbarmachung und Erinnerung in der Öffentlichkeit gehört: Das ist 2014 mit dem Deserteursdenkmal am Ballhausplatz gelungen und findet mit der Markierung der konkreten Orte von Verurteilung, Folter und Hinrichtung seine Fortsetzung.“

Auch Geschichtsvermittlerin Magdalena Bauer, MA, vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, erklärt in ihrer Rede, wie wichtig eine reflektierte Auseinandersetzung mit Geschichte ist: „Vermittlungsarbeit zum Nationalsozialismus sollte nie bloße Wissensvermittlung sein. In der Auseinandersetzung mit Widerstand gegen den NS besteht ein großes Potenzial, eigene Handlungsmöglichkeiten und -motivationen zu reflektieren.“
 

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