BM Polaschek: „Gründung von EHRI-AT stellt einen wichtigen Meilenstein für die Holocaust-Forschung in Österreich dar.“
Österreich stärkt die internationale Erforschung des Holocaust mit nationalem Konsortium
Seit 2010 ist die zentrale Aufgabe von EHRI, die länderübergreifende Erforschung des Holocaust zu ermöglichen. Mit der offiziellen Gründung von EHRI-AT im Februar 2024 hat die österreichische Holocaustforschung einen wichtigen Schritt für die Schaffung einer permanenten europäischen Forschungsinfrastruktur gemacht.
„Die Gründung von EHRI-AT stellt einen wichtigen Meilenstein für die Holocaust-Forschung in Österreich dar. In einer Zeit, in der die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus zunehmend zu verblassen droht, kommt der wissenschaftlichen Erforschung und Aufarbeitung dieser dunklen Epoche der Geschichte enorme Bedeutung zu. Nicht zuletzt die jüngsten Zahlen über die starke Zunahme antisemitischer Vorfälle in Österreich unterstreichen, wie wichtig es ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Durch die Zusammenführung von Archiven, Museen, Gedenkinstitutionen und Forschungseinrichtungen schafft EHRI-AT eine unverzichtbare Plattform für den Zugang zu Quellenmaterial und den Austausch von Fachwissen. Diese wissenschaftliche Herangehensweise ermöglicht nicht nur ein tiefes Verständnis für die Komplexität der Ereignisse während des Holocaust, sondern auch eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen des NS-Regimes“, so Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Die größte Herausforderung für die Holocaustforschung und Gedenk- und Bildungsarbeit sind das zerstreute Wissen und die auf zahlreiche Institutionen verteilten Quellen. Das internationale Netzwerk EHRI überwindet diese Zersplitterung, indem es archivalische Quellen, Institutionen und Menschen miteinander verbindet. Das EHRI-Portal ermöglicht den Online-Zugang zu Informationen über diese Archivbestände, unabhängig davon, wo sie sich befinden. Conny-Kristel-Fellowships im Rahmen des Programms bieten Forscherinnen und Forscher die Möglichkeit, vor Ort in den zwanzig weltweit führenden Holocaustarchiven zu recherchieren. Das Trainingsprogramm von EHRI bringt Expertinnen und Experten zusammen und fördert den Austausch von Fachwissen.
Das österreichische Konsortium EHRI-AT wird an die Arbeit der internationalen Institution EHRI anknüpfen und Archive, Museen, Gedenkinstitutionen und Forschungseinrichtungen aus dem Bereich der Holocaustforschung zu allen unterschiedlichen Opfergruppen vernetzen. Koordiniert wird das Konsortium vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI). Interessierte Partnerinstitutionen in Österreich können Mitglieder von EHRI-AT werden.
Die Partnerinstitutionen des österreichischen Gründungskonsortiums EHRI-AT sind:
- Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
- Centrum für Jüdische Studien an der Karl-Franzens-Universität Graz - Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
- Institut für Jüdische Geschichte Österreichs
- Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
- Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
- OeAD-Programm ERINNERN:AT
- Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus
Um auch den digitalen Wandel der Forschung zu fördern, stellt EHRI diverse Werkzeuge hierfür bereit: Vom Portal – eine Plattform, die eine Übersicht über holocaustbezogene Archivmaterialen weltweit gibt –, über den Blog bis hin zu digitalen Editionen oder Podcasts bietet die Infrastruktur eine Möglichkeit zur innovativen und interdisziplinären Forschung.
Ein internationales Netzwerk für den Austausch zwischen Archiven, Museen, Gedenkinstitutionen und Forschungseinrichtungen war auch schon ein Anliegen Simon Wiesenthals, wie er 1969 in dem Bulletin des Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes schrieb:
“21. Liste der Archive mit Material über die Nazizeit.
Eine zweite Liste, nämlich die der Archive, ländermässig aufgestellt, mit Angaben über den Inhalt der Archive, ist in Bearbeitung und wird ländermässig an die interessierten Stellen versandt. Wir haben bisher die Listen der Archive in der Tschechoslowakei, Israel und Westdeutschland fertiggestellt. Wenn die Arbeit fertig ist, wird das Dokumentationszentrum eine spezielle Broschüre herausgeben. Sowohl Gerichte, wie auch Historiker und Forscher werden davon einen Nutzen haben, denn wir versuchen, bei der Angabe der Adresse des Archives auch mitzuteilen, welche Art von Dokumenten es beinhaltet.”
Éva Kovács, stellvertretende Direktorin Wissenschaft am VWI: “EHRI Österreich wurde als eines der ersten nationalen Konsortien gegründet und deckt ein breites Spektrum der Holocaustforschung in Österreich ab. Darüber hinaus ist EHRI-AT bestrebt, der mittel- und osteuropäischen Region, wo der Holocaust stattfand, innerhalb der Forschungsinfrastruktur so viel Sichtbarkeit wie möglich zu verleihen und regionale Forschungskooperationen und methodische Innovationen zu fördern."
Website: www.ehri.at
Kontakt für interessierte Institutionen:
EHRI-AT
Marianne Windsperger
info@ehri.at
Kontakt:
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Lena Wolf
Pressesprecherin
T +43 1 53120-5026
lena.wolf@bmbwf.gv.at
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Teresa Preis
T +43 1 89015-14750
teresa.preis@vwi.ac.at
www.vwi.ac.at